Anekdoten und Miniaturen

Workshopbeginn ist um 8.30 Uhr.Es fehlt: Thiongo, ein Animateur. „Na gut, dann fangen wir einfach schon mal an“, sagt Gabi, unsere Moderatorin, und legt los – routiniert, wie man das eben macht, wenn Zeitpläne und Realität noch nicht ganz zusammenfinden wollen. Die erste Gruppenarbeit ist für 9.00 Uhr angesetzt.Es fehlt: Thiongo. „Okay, dann muss eine…

Unten am Fluss, ganz in der Nähe der großen Brücke, liegt der berüchtigtste Kreisel von Niamey.Bis zum 20. jeden Monats geht alles noch. Die mit deutschen Geldern ausgebildeten Verkehrspolizisten lassen die kleinen Fische in Ruhe. In ihren martialischen Uniformen lehnen sie lässig an den importierten BMW-Motorrädern und warten auf große Beute – vor allem auf…

In Lagos bei Nacht fahren?Als Weißer? Und dann noch mit einem auffälligen Geländewagen?Vergiss es! Das Projektteam weiß das natürlich. Aber die Projektleiterin ist nur sporadisch vor Ort. Wenn sie einmal da ist, muss man die Gelegenheit für Absprachen nutzen. Und so wird es 18 Uhr – es dämmert bereits. „Wir sollten sofort los“, schlage ich…

Endlich! Ich bin nun Projektleiter in Niamey.Endlich! Mein Land Cruiser ist aus dem Zoll und steht startbereit vor der Tür. Dann kann es ja losgehen – die Hauptstadt wartet darauf, erkundet zu werden! „Zum Markt geht es nach links, oder?“, frage ich meine nigrische Partnerfachkraft.„Eigentlich nach rechts“, antwortet er. Als er mein Zögern bemerkt, fügt…

“Nigrische Aministration, ich kenne dir” würde ein Berliner nach drei Jahren vor Ort sagen. Und damit eine gewisse Langsamkeit ansprechen, die der nigrischen Administration zu eigen ist. Sowie einen gewissen Hang zu Vor-, Haupt- und Nachgenehmigungsverfahren, bei denen vielleicht auch mal eine kleine Zuwendung erwartet wird. Die Beantragung des Telefons hatte ein gutes Jahr gedauert.…

Die Unterkunft in Arlit: Ein muffiges Loch. Die Sehenswürdigkeit: die Uranmine. Ein futuristisch anmutendes Monster aus verletzter Erde, Arbeiterbaracken und Stacheldrahtumrandung. Ein übellauniger Wachsoldat patrouilliert vor dem Zaun. Er starrt mich misstrauisch an.„Excusez-moi, il y a un bar par ici ? – Entschuldigung, gibt es hier irgendwo eine Kneipe?“ frage ich ihn.„Unten im Dorf“, meint…

„Vierzehn gut, ein befriedigend“, fasse ich die Tagesauswertung des Workshops zusammen. Kein schlechtes Ergebnis für ein Seminar über Wege in die eigene Selbständigkeit. Aber dem kleinen Ehrgeizling in mir reicht es nicht. „Warum hat niemand „sehr gut“ angekreuzt?“, frage ich in die Runde.„Wir haben sehr gute Texte erhalten, wirklich!“, meint eine junge Kirgisin. „Und die…

Was für ein Wahnsinn! Eine ganze Woche lang habe ich jeden Abend an Handwerksversammlungen teilgenommen. Beginn war stets um 20 Uhr mit Tee und Gebäck. Essen um 22 Uhr. Einführungsreden eine Stunde später. Hitzige Debatten von Mitternacht bis 3 Uhr früh. Kurzschlaf von 5 bis 8 in meinem Gästezimmer, dann wieder Büro.Nun ist endlich Sonntag.…

Nach der großen Hitze wird es schwül. So schwül, dass ich kaum noch atmen kann. So schwül, dass mein T-Shirt klatschnass auf der Haut spannt. So entsetzlich schwül, dass jede Bewegung zu einer Qual wird. Und es wird dunkel. Dunkel und still. Eine unheimliche, feuchte Stille. Der Druck nimmt zu; das Dach scheint sich unter…

Inmitten der auslaufenden Wellen bewegt sich etwas. Das Ding wird von den anlaufenden Wogen nach vorne geschubst. Beim nächsten Rückläufer wird es wieder ins Meer hinausgezogen. Meine Neugier ist geweckt. Ich ziehe Schuhe und Strümpfe aus. Die Hosenbeine kremple ich hoch. Wie ein Storch schreite ich über Steine. Auch mal über Müll – der Strand…

Was macht der da bloß? Nur mit Shorts bekleidet springt der junge Mann von Felsen zu Felsen. Gebietet den heranrauschenden Wellen mit ausgestreckten Armen anzuhalten. Lacht, als sie sich weigern. Schlägt ihnen mit Thai-Chi- artigen Bewegungen vor, seinem Rhythmus zu folgen. Ich bin völlig erledigt. Berufsbildungsdaten kreiseln in meinem Kopf. An diesem Sonntagmorgen will ich…

„Wha dis white man a do ya? – Was will dieser Weiße hier?”Die junge Jamaikanerin starrt mich giftig an. Andere Jamaikaner in der Warteschlange unterstützen sie. Böse Worte fliegen. Meine Vorfreude auf das Reggaekonzert ist im freien Fall. „Komm, wir gehen“, schlage ich Tiana vor. Tiana ist Jamaikanerin, wir sind seit ein paar Monaten zusammen.…

Diese Eleganz! Ganz langsam stolziert die junge Ghanaerin an dem Hotel vorbei. Kerzengerade hält sie sich. Das blau-weiße Kleid steht ihr hervorragend. Der Sonnenschirm in ihrer Hand verleiht ihrem Auftritt das gewisse Extra. Eine große Dame flaniert hier, keine Frage! Ihre Art, jeden Schritt zu zelebrieren würde auf den Laufstegen der Welt Beifallsstürme auslösen. Aber…

(ein Krokodil – aber kein Krokodil) Von Kandy aus fahren wir weiter in Richtung Ampara. Zwischen den Bäumen haben Kleinbauern Felder angelegt. Die frisch gepflügte Erde schimmert saftig braun. Sie bildet einen wunderschönen Kontrast zum überbordenden Grün Sri Lankas.Auf der Piste kreuzt plötzlich eine riesige Echse. Sie ist einen guten Meter lang. Auf dem kräftigen…