Damit es sich rechnet.

In den meisten afrikanischen Ländern arbeiten Handwerker*Innen im sogenannten informellen Sektor. Manche von ihnen produzieren ohne jegliche Genehmigung. Sie sind immer auf der Flucht vor der Polizei und vor Behörden. Andere haben ein paar der erforderlichen Genehmigungen, zum Beispiel für einen Stand auf einem Markt. In Sachen Umweltauflagen, Zertifikaten und den nicht immer legal verlangten Dreifach- und Vierfachversteuerungen nehmen sie es hingegen nicht immer so genau. Sie leben in einem Graubereich zwischen Legalität und Illegalität.

Auch wenn manche dieser Handwerker recht gut qualifiziert sind, fehlt es ihnen häufig an kaufmännischem Wissen. Produziert wird, was die anderen auch produzieren. Als Preis wird festgesetzt, was die anderen auch verlangen. Die Kosten für bestimmte Produkte sind manchmal höher als der erzielte Verkaufspreis. Ich habe selbst immer wieder Handwerker*Innen angetroffen, die am Abend ihr Geld zählten und nicht verstanden, warum nach so viel Arbeit so wenig in der Kasse war.

Seit Jahrzehnten bieten Entwicklungshilfeorganisationen betriebswirtschaftliche Kurse an. Lokale Beratungsfirmen haben sich angeschlossen: In den meisten Ländern gibt es ein großes Angebot an diesen Kursen. Von Basiskursen für Analphabeten bis zu anspruchsvollen Zertifikatskursen. Alleine die von der internationalen Arbeitsorganisation (International Labour Organisation – ILO) angebotenen Kurse sollen 24 Millionen Menschen erreicht und mehr als 10 Millionen Jobs geschaffen haben.

Die Herausforderung bei diesen Kursen ist, dass sich viele Handwerker*Innen diese Zusatzunterrichtungen nicht leisten können. Zudem haben viele keine Zeit für wochenlanges Training; sie kämpfen jeden Tag ums Überleben. Nicht selten entsprechen die Kursunterlagen zudem nicht dem schulischen Hintergrund der Teilnehmenden.

Ein neuer Ansatz besteht darin, kaufmännisches Wissen in die staatlichen Berufsbildungscurricula einzuarbeiten. Lehrpläne werden dabei Schritt für Schritt ergänzt. Auszubildende werden dazu angeregt, auf die Märkte zu gehen und die Bandbreite von Produkten in einem bestimmten Bereich zu analysieren: Welche Tische werden angeboten? Wie groß ist die Spannbreite zwischen dem billigsten und dem teuersten Tisch? Welcher Tisch wird wo besonders gut abgesetzt? Und warum?

Unternehmerisches Denken wird so „von der Pieke auf“ vermittelt. Die Überlebenschancen der Kleinunternehmer*Innen auf hart umkämpften lokalen Märkten wird dadurch enorm erhöht.

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