Reflexionen
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Warum klappt das denn alles nicht?
Teil 2: Der Medieneffekt Warum schlechte Nachrichten regieren (und gute keine Chance haben) Die häufigste Erklärung dafür, warum Entwicklungszusammenarbeit angeblich „nichts bringt“, lautet:„Man sieht ja nie etwas davon.“ Und tatsächlich: Wer sich ausschließlich über Nachrichten informiert, bekommt ein Weltbild präsentiert, in dem alles gleichzeitig brennt, hungert, kollabiert oder scheitert. Die Welt erscheint als globales Katastrophengebiet…
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Warum klappt das denn alles nicht?
Teil 1: Klappt das wirklich alles nicht? Folgende Frage taucht verlässlich auf, sobald über Entwicklungszusammenarbeit gesprochen wird:„Warum funktioniert das alles nicht? Wir investieren doch seit Jahrzehnten so viel Geld!“ Als Antwort darauf möchte ich eine Reihe provokativ formulierter Essays veröffentlichen – in der Hoffnung auf engagierte Diskussionen. Teil 1: Klappt das wirklich alles nicht? Fallbeispiel…
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Wie fühlt es sich an?
„Hallo, ihr da unten. Wir meinen es gut. Wir sind gekommen, um euch zu entwickeln.“ Wie würde ich mich fühlen, wenn jemand mit dieser Haltung zu mir käme? Wie würdest du das finden? Einfach mal als Gedankenspiel: Ein Rolls-Royce hält vor deinem Haus. Scheichs steigen aus. Um dir ihre teuren Gewänder leisten zu können, müsstest…
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Armut
Es gibt keine Entwicklungszusammenarbeit ohne diesen Begriff. Im Studium begegnete ich Armut in Theorien: Geo-Determinismus behandelt die geographische Lage, die Armut bedingt. Theorien der sozialen Ungleichheit betonen den ungerechten Zugang zu Ressourcen. Deprivationstheorien fokussieren sich auf das schmerzhaft empfundene Gefühl der Benachteiligung und des Ausgeschlossenseins. Und natürlich gibt es auch andere Determinanten: Geschlecht und Herkunft,…
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Ich würde sie gerne verstehen
Schlank ist der Redner, der sich auf der Längsseite des Versammlungsraums erhoben hat. Auf seinen Wangen prangen Ziernarben. Mit schriller Stimme wendet er sich in Djerma an die knapp 100 Schneider, die der jährlichen Hauptversammlung des Verbands der nigrischen Schneider beiwohnen. Manchmal überschlägt sich seine Stimme, es ist klar, dass er sich bitter über jemand…
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Das eine oder das andere. Oder das eine und das andere.
„Bei euch im Westen ist es immer so“, meint Ravi, und zeichnet einen Kreis, ein Oval, ein Viereck und ein Trapez an das Flipchart. „Ihr analysiert und dann ist es eins nicht“, fährt er fort und streicht den Kreis durch. „Und dann scheidet wieder eins aus … und wieder eins…“. Auf dem Flipchart ist schließlich…
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Gesehen werden
„Das ist das erste Mal, dass jemand hierherkommt und mir zuhört.“ Bis heute erinnere ich mich an das Gesicht der jungen Frau, die das sagte. Irgendwo weitab von den Metropolen. In einem Land im Süden Afrikas. Sie stellte Seife her, daran erinnere ich mich. Und Marmelade sowie getrocknete Früchte. Die kleine Boutique, in der sie…
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To be someone
Das Klacken eines Absatzes ist auf dem Gang zu hören. Pause. Ein weiteres Klacken. Pause. Die Türklinke senkt sich. Ein Stöckelschuh erscheint im Spalt; knarrend schwingt die Türe auf. „Bonjour“, meint Fatouma. Aber ihre Stimme klingt nicht nach einem guten Tag, sie klingt nach Unbehagen. Weil sie heute auf den Handwerkermarkt Katako muss. Die Wege…