Workshopbeginn ist um 8.30 Uhr.
Es fehlt: Thiongo, ein Animateur.
„Na gut, dann fangen wir einfach schon mal an“, sagt Gabi, unsere Moderatorin, und legt los – routiniert, wie man das eben macht, wenn Zeitpläne und Realität noch nicht ganz zusammenfinden wollen.
Die erste Gruppenarbeit ist für 9.00 Uhr angesetzt.
Es fehlt: Thiongo.
„Okay, dann muss eine Gruppe eben mit drei statt vier Mitgliedern klarkommen“, entscheidet Gabi pragmatisch.
Um 9.30 Uhr beginnen die Rückmeldungen zu den Herausforderungen des letzten Quartals.
Es fehlt: Thiongo.
Kurz vor der ersten Kaffeepause öffnet sich schließlich die Tür – und da steht er: Thiongo.
„Morning“, sagt er knapp und setzt sich, als wäre nichts gewesen.
„Äh, Thiongo, Workshopbeginn war um 8.30 Uhr …“, sagt Gabi. In ihrer Stimme liegt eine gewisse Schärfe, die man wohl erst nach einigen Jahren Moderation entwickelt.
„Die Ampel war rot“, erklärt er ruhig.
Gabi atmet hörbar ein, dann wieder aus. Ein Hauch von Röte steigt ihr ins Gesicht. Sie sucht nach den richtigen Worten – nicht zu streng, aber auch nicht zu gleichgültig. Doch sie findet sie nicht.
„Na gut!“, sagt sie schließlich. „Wo waren wir stehen geblieben?“
„An der Ampel“, denke ich, sage es aber lieber nicht. Die Stimmung ist angespannt genug.
„Ist ja eh schon zehn, dann machen wir jetzt einfach Kaffeepause“, meint Gabi und deutet mit einer ausladenden Geste auf den gedeckten Tisch am Rand des Seminarraums.
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